GEDANKENBILDERBUCH

funken sprühen
und verlieren sich im nebel
ganz gleich ob von raketen
oder moblitelefonen -
auf einmal sind sie verschwunden
und wissen nicht mehr
warum sie weggeschickt wurden

manche von ihnen
vergessen sogar
auf ihre empfänger

wahrscheinlich haben sie
zu viel sekt getrunken


Allen Leserinnen und Lesern, insbesondere jenen, bei denen meine gesmsten Neujahrgrüße nicht angekommen sind, wünsche ich ein gutes Neues Jahr!

ein stern - so nah -
ist er wirklich da?

wie einst die weisen,
so fern
sich weisen ließen
vom stern

erkenne in dir -
wie unsäglich nah!
den leuchtenden stern -
sein licht er besah

er kennt es
und lässt es dich sehen,
er weist dich,
zu ihm sollst du gehen

zum licht,
es ist uns gegeben -
soeben,
im leben

wie bin ich doch froh,
denn ich spür in mir
ein fünkchen von dir

ich weiß nicht mehr wann
und weiß nicht mehr wie –
entzündet
irgendwie

irgendwann
erkenn ich in dir
ein fünkchen von mir

war es bei dir
ist es in mir,
ist es in dir,
war es bei mir
anfangs, woher
fliegt es, wohin
und wieso

knistert es irgendwo?
wie bin ich doch froh ...

klare klänge
perlen wie quellwasser
in den wahrnehmungsraum
meiner gegenwart
und klären gedanken
im klangbad
der möglichkeiten

auf klangspuren klar sehen

du wartest darauf, dass dich die muse küsst?

wahrscheinlich ist sie schon oft bei dir gewesen
und du hast sie nicht bemerkt,
weil du viel zu sehr
mit dir selbst beschäftigt warst,
mit dem sinnieren
und dem unglücklichsein,
weil sie nicht kommen will

dabei ist sie gerade erst da gewesen
und hat dich sanft in den arm genommen
und ganz kurz ganz fest an sich gedrückt

in dem augenblick ist dir eine träne über die wange geronnen
und du wusstest nicht warum

diese hat dir die muse zart weggeküsst
und du hast nur ein leichtes kitzeln gespürt
und dich geärgert,
dass du schon wieder ein wimmerl bekommst

sie wollte dich trösten und wurde dabei selbst traurig,
weil du sie wieder nicht erkannt hast,
du dummkopf

dabei hätte sie so viel schönes für dich bereit gehabt:

eine melodie von ihrer schwester, der sängerin
eine rumba von ihrer schwester, der tänzerin
und einen vers von sich selbst

so gerne wollte sie mit dir tanzen
und dir ihr verslein leise ins ohr singen,
ins rechte

nun musste sie ihre schätze wieder einpacken,
in den goldenen koffer
und mit hängenden schultern
von dannen ziehen

doch sie kommt bestimmt wieder,
denn sie ist sehr geduldig mit dir

und beim nächsten mal wirst du sie zurückkitzeln,
wenn du sie ganz kurz ganz fest an dich drückst,
deine muse

du brauchst dich nur auf sie zu freuen

manches bin ich gewöhnt,
weil es in mir wohnt
und für mich gewöhnlich ist

manches bin ich gewöhnt,
weil es in dir wohnt,
obwohl es ungewöhnlich ist

manchmal begegnen
meine gewohnheiten
dem außergewöhnlichen

dann staunen sie und überlegen,
wo dieses wohl wohnen könnte

es muss außerhalb des gewohnten
und trotzdem ganz in der nähe sein

manchmal tauscht die
freundlichkeit
ihren platz mit der
bösartigkeit

und diejenigen,
die an die
freundlichkeit
geglaubt haben,
wenden sich verwundert
der neuen sitznachbarin zu

ist es bloß eine täuschung?

doch dann sagt die bösartigkeit
mit frisch gepuderter nase:

„wie konntest du daran zweifeln, dass es mich gibt!“

einsamkeit kannst du husten und niesen,
sie ist beinahe so gefährlich
wie die echte grippe, sagen die ärzte

nur einen impfstoff dagegen
haben sie noch nicht gefunden

ich möchte mich immunisieren
damit ich dich bewahren kann
vor der traurigen schwester des alleinseins

doch welches wundermittel
hilft gegen diese seltsame krankheit?

ein mundschutz kann es nicht sein,
auch nicht die infrarotkabine
oder die sauna

doch irgendwann hab ich in der
werbung von andersland gehört:
„liebhaben stärkt die abwehrkräfte“

darum fürchte ich mich nicht
vor deiner einsamen rotznase
und nehme dich ganz fest in den arm

dann kannst du mich
auch nicht mehr anstecken
mit dem einsamkeitsvirus

ich weiß, dass ich dich nie
ganz verstehen werde,
weil du deine geschichte
in dir trägst,
deren unendlichkeit
du selbst nicht kennst

ich weiß, dass du mich nie
ganz verstehen wirst,
weil ich meine geschichte
in mir trage,
deren unendlichkeit
ich selbst nicht kenne

du bist so anders
und trotzdem spüre ich,
dass es gelingen kann

somit frage ich dich,
was dir wichtig ist
und achte es
mit fühlenden
ohren und augen

erzähl mir von dir -
vielleicht begegnen wir einander
in der unendlichkeit unserer geschichten

verkehrslärm der stadt
am wasser angekommen

sträucher im losen blattwerk
das rascheln eines eichkätzchens

leises zwitschern der vögel
wie im frühling

in meinem herzen nistet sich stille ein