GEDANKENBILDERBUCH

du
siehst mich
und suchst
meine nähe

du
hörst mich
und willst mit
mir reden

du
kennst mich
und kannst mit
mir lachen

du
hältst mich
und schenkst
mir vertrauen

du
führst mich
und lässt dich
begleiten

du
brauchst mich
und nimmst
meine hand

du bist da

als raumerkundung
ein schweben über den horizont
des denkens
als überwindung
der erdachten unzulänglichkeit
und bequemlichkeit
und angst
und logik

auch gänse fliegen
die scheinbar dummen
und folgen
dem ruf der zeitlosigkeit

fallen wie ikarus
der übermütig kluge
oder schweben mit den
flügelschlägen der gänse

grenzenlos fliegen
über die grate der lüfte

grat:erfliegung

ich streichle deine seele
mit meinen gedanken
in güte

wahrscheinlich
merkst du es kaum
oder gar nicht

manchmal
spürst du
meine hand
an deiner wange

weil ich dich mag
suche ich mich
in dir

und finde mich
an der quelle
deines liebens und leidens

es ist der ort
der offenbarung
deiner verletzbarkeit

ich erkenne mich
im spiegel des quellgrunds
und trinke von deinen wassern

denn ich kann dich gut leiden

ich wünsch mir einen sonnenschirm

gestreift soll er sein
oder getupft
oder geblümt

in den großen kaufhäusern
gibt es viele sonnenschirme

doch sie sind alle

einfärbig neongelb
oder
einfärbig dunkelgrün
oder
einfärbig hellbeige

das ist langweilig
denn mir ist nach

bunt gestreift
oder
bunt getupft
oder
zart geblümt

somit muss ich warten
bis alle

neongelben
und
dunkelgrünen
und
hellbeigen

sonnenschirme

verkauft sind
damit in unserem
globalisierungseinerlei

gestreifte
und
getupfte
und
geblümte

sonnenschirme

wieder modern sein dürfen

manchmal möchte ich
das lautsprechersymbol
anklicken und meine texte
klingen hören

oft habe ich das gefühl
der lautsprecher ist bereits
eingeschaltet und ruft:

schrei(b)!

dann schiebe ich den regler
nach unten und erkenne
das flüstern der buchstaben

laute fügen sich zu wörtern
und erleben den rhythmus
meines herzschlags

doch wenn ich sie vorlese
weiß ich nicht mehr
wessen herz
laut schlägt

ich buchstabiere

die lesebrille
schärft buchststaben und wörter

die sonnenbrille
verdunkelt fröhlich grelle tage

die schibrille
lichtet schneesturmnebelgrau

nur die rosarote brille
lässt dich sehen
was nicht sichtbar ist

auch schön

wenn zwei pole auseinander driften
bin ich genau an dem punkt
an dem die anziehungskraft der beiden
am größten ist
damit ich ihnen helfen kann
einander zur versöhnung
die hand zu reichen

diplomatischer magnetismus

er betört mich
wenn er mir
nahe ist

er verzaubert mich
mit sanftem säuseln

er beglückt mich
bei jedem atemzug

ich liebe
den duft seines frühlings
und das pastell
seiner vergänglichkeit

möge er doch
niemals verblühen

mein flieder

wir suchen unser zuhause
in der heimsuchung
der gemütlichkeit

wir besuchen einander
am nachmittag zum kaffee

und sehnsuchen
das geheimnis
des daheimseins

nach und nach
bewegen wir uns
heimwärts

von unserem besuch
der endlichkeit

auf dem weg
der unendlichkeit

im allgegenwärtigen
heimfinden