GEDANKENBILDERBUCH

heraustreten
aus dem gleichschritt
und tanzen
bei der hand nehmen
halten

heraustreten
aus dem gleichschritt
und laufen
den weg finden
gehen

heraustreten
aus dem gleichschritt
und ruhen
in der zeit
(w)erden

wir waren am anfang
damals, so jung

manchmal wollten wir
mit dem kopf durch die wand -
es war ein tollkühner sprung
aus dem fenster des klassenzimmers
im erdgeschoß

du hast dir dein lachen erhalten
30 lange jahre

heute blinzelt die freude
aus unseren augen
über die gegenwart
des anfangs

aus dem kopf schreiben
in einer verkehrten welt
nach dem grund fragen
und kopf stehen

sprechblasen
schreibend ausatmen
in den fluss hinaus atmen
langsam treiben
schreiben

ich habe geschrieben
bevor ich gedacht habe -
dem atemfluss
nachgedacht

meine wörter fließen davon ...

manche umspielen
die kieselsteine

ein gedanke sonnt sich
auf der sandbank

ein wörtchen verirrt sich
im ufergras

ein kompliziertes wort
plaudert mit dem flusskrebs

doch irgendwann kommen alle ans ziel
und erzählen einander ihre geschichten

und ehe ich es dorthin geschafft habe,
sitzt du an der mündung
und liest in meinem buch

die klangwelle entfaltet
ihren atem über dem wasserspiegel
und erkennt ein lied

con spirito

das erste wort
das du geschrieben hast
mitten ins leben

es hat mich buchstabieren gelehrt
schreibend, hörend und sprechend

es hat mich verstehen gelehrt
jubelnd, seufzend und klagend

es hat mich lehren gelehrt
wissend, liebend und fragend

ich habe es aufgelesen
doch auslesen werde ich es nie

a tätschngetätschel
is vü gsünda oas a watschn
bei dersd de fünf finga
in dein gsicht siachst
de di gstreichlt hobn
waunsd net brav woarsd

unds winkalstehn
unds roahrstaberl
hat a no koan gschadt

vom alten schlag

ich mag den paarreim nicht -
im schlichten gedicht
simpel und bieder -
er ist mir zuwider

denn er missfällt
zutiefst und erhält
den spießigen stil
den ich nicht mehr will

gekünstelt verkrampft
das reimwort verdampft
in schwülstigem jammer
und sucht in der kammer
den partner der silbe
dort trifft es die milbe
einsam und hässlich
doch sehr verlässlich
dem lurche ergeben
verstaubt ist ihr leben

die jammernde silbe
begeistert die milbe -
sie werden ein paar -
es staubt der altar
vor den sie hintreten
und würdig erbeten
des reimwortes segen:
was soll sich da regen?

ich bin mal kurz weg
irgendwann
in lichtgeschwindigkeit

ich lebe ein leben
irgendwo
in lichtgeschwindigkeit

ich sehe dich gestern
im morgen
der lichtgeschwindigkeit

der gedanke ist
mein
leben ist
dein
im freisein
sei
mein
lieben
bindung

es gibt männer, die sind pfaue,
schlagen räder - grüne, blaue
und die augen, hundertfach
halten manches weibchen wach

hat auf dich ein aug geworfen
dieser aufgeblas´ne pfau
soll er erst mal federn lassen
fernab jeder leistungsschau

sammle sie und sieh die augen
die so prachtvoll dich geschaut
frage sie nach all den seufzern -
im augenblick dir anvertraut

fangen
anfangen
anders fangen
anderes fangen
anderes denken fangen
neue gedanken fangen
und dir zuwerfen

fang

aufnahme des moments

den moment aufgenommen
die momente aufgenommen
die mom:ente aufgenommen
ente momentan aufgenommen
ente asyl bekommen

momentan

anders
fühlen
formen
experimentell
kreativ
transferieren
innovativ
visionär

affektiv buchstabieren

spring über die felder
in meinen garten
oh, spring

spring zu den vogelnestern
und pflück kirschen
fürs ohr

spring aus der hängematte
und säe blumen
ins haar

es ist zeit
für den absprung

it´s springtime!