GEDANKENBILDERBUCH

du hast mit mir gesprochen
vor den toren
ängstlich verloren
bin ich aufgebrochen

du hast mit mir gesprochen
durch dünnes eis
auf dein geheiß
bin ich aufgebrochen

du hast mit mir gesprochen
auf deine weise
ich höre und reise
denn ich bin aufgebrochen

atme das rauschen des windes
höre das zirpen der grillen
blühe in guten gedanken
kläre sie an der quelle

du suchst den grund des suchens
der dich ins bodenlose stürzen ließ
grundlos entfernt

du suchst die spur des spürens
die dich den grund verlieren ließ
spurlos verschwunden

du findest den raum
der suchende beherbergt
auf festen grund gebaut

ach, so sprach
der gnom
lief schnell davon
was weiß er schon

ach, so sprach
der riese
sitzt auf der wiese
denkt an die liese

ach, so sprach
der meister
master heißt er
wird immer dreister

ach, so sprach
einst ich
und meinte dich
versprach ich mich?

samenkorn der ewigkeit
geborgt und verschenkt
als zeitzeuge der zeitlosigkeit

zueignung: entlehnt
zuwendung: ersehnt
zuneigung: geerntet

zeit: verwandelt

zart
so zärtlich zart
und federleicht
ein hauch
von dir

beflügelt

sanfter, dein flügel
umfängt mich im abendgebet,
ummantelt bin ich
im licht der nacht

sanfter, dein flügel
erquickt mich im morgendämmern,
ein hauch gefächelt
im schatten des mittags

sanfter, dein flügel
trägt mich durchs leben,
vom anfang bis zum ende

ich halte mich fest
an deiner gegenwart

das halbe leben
ergehe den pfad
bergauf bergab
steinig und steil
im rosenduftregen

das halbe leben
erfahre den weg
langsam sehnend
ungestüm schnell
in kurven geschmiegt

gehe und erfahre
die andere hälfte

ich bin dein tick
und du mein tack

im gleichschritt ticken
seit vielen jahren -
die uhr ist erfahren!
menschen mit mir,
vom du bis zum wir

doch anders als meine
gedanken sind deine -
die unruh der uhr
ist stur -
in der natur
und auf dem flur

zu hause im zimmer
tickt sie immer,
auch im büro,
sogar im zoo

ich weiß nicht, wer die zeiger stellt,
wer deine uhr zu meiner hält,
„wir ticken gleich“, sagst du zu mir -
sekunden sind erfüllt mit dir

der schmale pfad
will bestiegen werden
steil bergauf
rechts die felswand
halt dich fest am stein!
links der steig
kaum sichtbar
der abgrund
im blickfeld
das blühende tal